Wenn du regelmäßig in den Bergen oder auf langen Wanderwegen unterwegs bist, wirst du sie garantiert schon oft gesehen haben: Wanderer mit Stöcken. Manche schwören darauf, andere finden sie überflüssig oder gar störend. Doch was steckt wirklich dahinter? Sind Wanderstöcke ein nützliches Hilfsmittel oder nur ein modischer Trend? In diesem Beitrag erfährst du, wann Trekkingstöcke sinnvoll sind, worauf du beim Kauf achten solltest, wie du sie richtig einsetzt – und wann du besser darauf verzichtest.
Was bringen Wanderstöcke überhaupt?
Wanderstöcke, oft auch Trekkingstöcke genannt, sind nicht nur für ältere oder unsichere Wanderer gedacht. Richtig eingesetzt, können sie deine Gelenke entlasten, die Balance verbessern und den gesamten Bewegungsablauf harmonischer gestalten. Besonders auf langen Touren, in bergigem Gelände oder bei schwerem Gepäck entfalten sie ihren vollen Nutzen.
✅ Vorteile von Wanderstöcken
- Entlastung der Gelenke: Beim Abstieg wirken starke Kräfte auf Knie und Sprunggelenke. Stöcke reduzieren diese Belastung um bis zu 25 %, da sie einen Teil des Körpergewichts abfangen.
- Bessere Balance und Stabilität: Besonders auf rutschigen, steinigen oder unebenen Wegen geben Stöcke zusätzlichen Halt. Sie helfen, das Gleichgewicht zu bewahren – ein großer Vorteil bei Bachüberquerungen oder auf steilen Pfaden.
- Gleichmäßigerer Bewegungsrhythmus: Der Einsatz von Stöcken kann deinen Wanderrhythmus verbessern und die Gehbewegung ökonomischer machen – ähnlich wie beim Nordic Walking.
- Kraftverteilung: Beim Aufstieg unterstützt du mit den Armen und entlastest dadurch Beine und Knie. Das spart Energie, vor allem bei langen Anstiegen.
- Sicherer bei schwerem Gepäck: Mit Rucksack oder schwerem Tourengepäck helfen Stöcke, die Balance zu halten und den Rücken zu stabilisieren.
- Vielseitige Nutzung: Stöcke können auch als Zeltstange für Tarp oder Biwakplane dienen, als Wanderhilfe im Schnee, zum Testen der Wassertiefe oder sogar als „Schutzwerkzeug“ bei dichtem Gestrüpp.
❌ Nachteile und Kritikpunkte
So hilfreich Stöcke sind – sie haben auch Schattenseiten:
- Falscher Einsatz = Fehlbelastung: Wer die Technik nicht beherrscht, kann sich überlasten oder den Bewegungsfluss stören. Zu starkes Aufstützen oder zu lange Stöcke führen leicht zu Schulter- und Handgelenksbeschwerden.
- Abhängigkeit vom Hilfsmittel: Einige Wanderer verlassen sich zu sehr auf ihre Stöcke und verlernen, das eigene Gleichgewicht natürlich zu schulen.
- Verletzungsgefahr: In Gruppen oder auf schmalen Wegen besteht das Risiko, andere mit den Stockspitzen zu verletzen – besonders, wenn diese unachtsam getragen werden.
- Naturbelastung: Auf empfindlichen Böden hinterlassen Metallspitzen kleine Löcher oder Erosionsspuren. Gummipuffer („Teller“) sind daher Pflicht auf weichen Böden oder in Schutzgebieten.
- Zusätzliches Gewicht und Handling: Auch leichte Modelle müssen getragen und verstaut werden, wenn sie nicht gebraucht werden – das kann auf einfachen Etappen stören.
Wann sind Wanderstöcke sinnvoll – und wann nicht?
Sinnvoll bei:
- Langen Ab- oder Aufstiegen
- Wanderungen mit schwerem Rucksack
- Schlechtem, rutschigem oder steinigem Gelände
- Schnee oder Geröll
- Knieproblemen oder schwachen Gelenken
- Unsicherem Gleichgewicht oder steilem Gelände
Weniger sinnvoll bei:
- Kurzen, einfachen Wanderungen auf flachen Wegen
- Kinderwanderungen oder Touren mit viel Kletterei (wo Hände gebraucht werden)
- Touren, bei denen du häufig fotografierst oder Karten liest (ständiges Ablegen der Stöcke)
Technik: So benutzt du Wanderstöcke richtig
- Länge richtig einstellen: Als Faustregel gilt: Im Stehen sollte der Ellenbogen einen Winkel von etwa 90 Grad bilden, wenn du die Griffe hältst.
- Aufstieg: Stöcke etwas kürzer einstellen
- Abstieg: Stöcke etwas länger einstellen
- Schlaufen korrekt nutzen: Führe die Hand von unten durch die Schlaufe, greife dann den Griff. So überträgt sich der Druck besser auf das Handgelenk – und du kannst entspannter greifen.
- Rhythmus & Bewegung: Nutze die Stöcke abwechselnd mit den Beinen (rechter Fuß + linker Stock). Halte die Stöcke nah am Körper, um Energie zu sparen. Beim Abstieg leicht vor dem Körper aufsetzen, um Stabilität zu gewinnen.
- Gelände anpassen: Im steilen Gelände Stöcke kürzer (bergauf) bzw. länger (bergab) einstellen. Im felsigen Gelände: Lieber in der Hand tragen, um nicht hängenzubleiben.
Tipps zur Auswahl & Ausrüstung
Kriterium | Empfehlung |
---|---|
Material | Aluminium: robust & langlebig Carbon: leichter, aber teurer & empfindlicher |
Griffe | Kork: atmungsaktiv & angenehm Schaumstoff: weich & rutschfest Kunststoff: günstig, aber schwitzig |
Teller & Spitzen | Gummipuffer für Asphalt, Metallspitzen für Fels, Schneeteller für Wintertouren |
Längenverstellung | Drehverschluss (robust) oder Clipverschluss (schnell & einfach) |
Packmaß | Teleskop- oder faltbare Modelle für leichten Transport |
Gewicht | Ideal: unter 250 g pro Stock |
Empfehlung: Für klassische Tageswanderungen sind verstellbare Aluminiumstöcke mit Korkgriffen ein guter Kompromiss aus Komfort, Stabilität und Preis.
Wandern mit Stöcken in der Gruppe
Wenn du in einer Gruppe wanderst, ist Achtsamkeit besonders wichtig:
- Beim Laufen ausreichend Abstand halten.
- Stöcke beim Warten oder Fotografieren spitz nach unten halten.
- Beim Passieren enger Stellen Stöcke einseitig tragen oder einklappen.
- Rücksicht auf Kinder und langsamere Mitwanderer nehmen.
Fazit: Sind Wanderstöcke sinnvoll?
Ja – wenn du sie richtig einsetzt. Wanderstöcke sind ein echtes Plus für Stabilität, Entlastung und Sicherheit, vor allem in anspruchsvollem Gelände oder bei längeren Touren. Sie helfen, Kräfte zu sparen und Gelenke zu schonen. Aber: Auf einfachen Wegen sind sie nicht zwingend nötig. Wer sie verwendet, sollte Technik und Länge beherrschen, um Fehlbelastungen zu vermeiden.
Kurz gesagt:
➡️ Für lange, steile oder anspruchsvolle Touren: klare Empfehlung!
➡️ Für kurze, flache Spaziergänge: Geschmackssache.